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Baja California Sur

Reiseberichte Mexiko

Wir erreichen das mexikanische Festland (#033)

22. Januar 2023

– Auf zu neuen Abenteuern –

Die letzten Wochen des Jahres verbringen wir noch auf der Baja California Sur. Wir machen einen Abstecher südöstlich von La Paz und verbringen ein paar Tage in Los Frailes, an der Küste von Cabo Pulmo, und stehen dort einige Tage in einem ausgetrockneten Flussbett. Und dieses Flussbett und die gesamte Gegend haben es in sich…so fahren wir uns an einem Tag dort gleich ganze drei Mal fest (und dabei sind wir auf der ganzen Reise noch kein einziges Mal steckengeblieben). Aber hier in Los Frailes scheint es an der Tagesordnung zu sein und so kommt uns bereits nach einigen Minuten Dennis, ein amerikanischer Langzeitcamper, der hier „im Flussbett“ überwintert, zur Hilfe. Mit seinem großen Truck befreit er Sprinti innerhalb von Minuten. Ebenfalls nur Minuten dauert es allerdings, bis wir erneut feststecken, weil dieser Untergrund einfach so weich ist, dass er alles zu verschlingen vermag…auch wenn es auf den ersten Blick gar nicht den Anschein hat. Aber egal, so wie wir nun feststecken, bleiben wir einfach stehen. Wir „parken“ nämlich gar nicht schlecht und am nächsten Tag wird uns schon jemand wieder rausziehen, denn hier in diesem Flussbett stehen so einige Langzeitcamper…so schön direkt am Meer. Abends stellen wir uns, ziemlich geschafft von diesem Tag, einen Film an, als plötzlich draußen jemand auf deutsch ruft: „Ey Peter, schläfst Du etwa schon?“ Peter und ich schauen uns beide erstaunt an…wer kennt uns denn hier? Peter geht nach draußen und ich höre, wie die Person sagt: „Wo ist denn Deine Frau Denise?“ Moment mal…jetzt bin ich aber auch neugierig! Draußen steht ein amerikanischer Truck und darin sitzt das deutsche Pärchen Doro und Jupp, die von Dennis erfahren hatten, dass heute ein deutscher Sprinter angekommen ist. Doro und Jupp laden uns kurzerhand auf ein Bierchen zu sich ein und erzählen uns von ihren unzähligen Reiseabenteuern auf der ganzen Welt. Den Winter verbringen sie seit einigen Jahren hier in Los Frailes im Flussbett und fahren jeden Morgen mit ihrem Bötchen raus zum Angeln.

Auch wir bleiben hier am Meer ein paar Tage hängen…gehen Schnorcheln und bewundern auch hier wieder die schöne Unterwasserwelt. Ansonsten genießen wir die Ruhe vor Ort…hier in diesem Flussbett in Mexiko mit schlechtem Handyempfang und teilweise ordentlich Wind. An einem Tag bekommen wir Besuch von „Maria“ (wir haben sie unter uns so genannt, weil wir ihren wirklichen Namen leider nicht kennen) und ihrem Mann, die uns selbstgekochtes mexikanisches Essen vorbeibringen…und zwar traditionelle Hausmannskost mit richtig viel Herz. Zwei Tage zuvor hatten wir über Jupp eine Bestellung aufgeben können, wie es anscheinend viele der Langzeitcamper hier in Anspruch nehmen und so kommen Maria und ihr Mann dann ein Mal pro Woche zum Flussbett und bringen zum kleinen Preis selbstgekochtes Essen vorbei. Wir lassen es uns schmecken und mit jedem Bissen erleben wir Marias Herzblut für das Kochen.

Dann machen wir uns wieder auf den Weg Richtung Norden…und mit etwas weniger Luft in den Reifen schafft es Sprinti auch problemlos von selbst raus aus diesem weichen Untergrund. Praktischerweise haben wir einen kleinen Kompressor dabei, den wir uns in Kanada angeschafft haben, so dass wir fix die Reifen wieder auf „Straßenniveau“ aufpumpen können. So gefällt uns das!

Wieder zurück in La Paz soll es für uns eigentlich mit der Fähre rüber aufs Festland gehen, doch dann hören wir von den Unruhen in Culiacán, unweit von den Orten, die wir vorhaben zu bereisen. Die Kämpfe kommen dadurch zustande, dass „El Raton“ (was „die Maus“ bedeutet) verhaftet worden ist. El Raton ist der Sohn von „El Chapo“ (was im Spanischen „der Kleine“ bedeutet…sehr groß scheinen sie in der Familie alle nicht zu sein), der wiederum der ehemalige oberste Chef des Sinaloa-Kartells, eines mexikanischen Drogenkartells ist. Er gehörte zu den meistgesuchten Drogenbossen in Mexiko und in den Vereinigten Staaten. El Chapo gelang es 2001 und 2015, aus mexikanischen Hochsicherheitsgefängnissen zu entkommen. Am 8. Januar 2016 wurde er ein halbes Jahr nach seiner zweiten Flucht erneut von mexikanischen Fahndern festgenommen. Die US-Bundesstaaten Kalifornien und Texas stellten Auslieferungsanträge, jeweils für Anklagen wegen Drogenhandel und Mord. Am 19. Januar 2017, dem letzten Amtstag von US-Präsident Barack Obama, wurde El Chapo per Flug nach Long Island in New York an die USA ausgeliefert. Und nun wurde auch sein Sohn El Raton gefasst und verhaftet. Dadurch kam es zu Aufständen des Sinaloa-Kartells in Culiacán, bei denen mehrere Soldaten und Kartell-Mitglieder getötet wurden.

Aus Sicherheitsgründen verlängern wir also unseren Aufenthalt auf der Baja und nutzen die Zeit, um noch das ein oder andere zu erledigen. So bekommt Sprinti einen Ölwechsel, wir legen einen Frühjahrsputz (bereits im Januar) ein, füllen unsere Gasflasche auf und planen u.a. unsere weiteren Reiseziele. Auch treffen wir uns mit unserer Tauchlehrerin Carmen zum Essen, kehren zu unserem bekannten Campingplatz Maranatha zurück und verweilen einige Tage mit unserem Freund Olli am Strand (na klar…in Tecolote).

Als wir hören, dass sich die Unruhen gelegt haben, heißt es für uns Abschied nehmen von der Baja. Zum ersten Mal auf dieser Reise haben wir an einem Ort länger verweilt und ihn somit auch ins Herz geschlossen. So haben wir uns dort zu Recht gefunden und wir wussten, was es zu erwarten gab. Nun heißt es wieder sich Aufzumachen in das Ungewisse, da sich das Festland Mexikos um einiges von der Baja unterscheiden soll, was Land und Leute, Gegebenheiten und die Landschaft betrifft. So gehen wir mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Lachend deshalb, weil wir langsam auch unruhig werden und gespannt sind auf genau dieses Unbekannte…wir wollen weiterziehen!

Von La Paz aufs Festland verkehren zwei Fähren (Baja Ferries und TMC) mit jeweils zwei Zielen: Topolobampo oder das weiter südlich gelegene Mazatlán. Wir entscheiden uns mit der TMC-Fähre, die eigentlich nur Frachtgüter transportiert und dadurch wesentlich rustikaler, aber auch günstiger ist, nach Topolobampo überzusetzen. Tickets direkt oder online zu kaufen funktioniert allerdings nicht, man kann nur Plätze reservieren und wenn man Glück hat, kommt man mit. Auch wir reservieren mit unserem gebrochenen Spanisch am Vortag direkt am Hafen und erhalten die Info, dass wir am Folgetag um 15 Uhr da sein sollen. Alles klar, wird gemacht! So sind wir pünktlich zurück am Hafen, stehen Schlange mit einigen mexikanischen Truckern, um dann zu erfahren, dass wir nun um 16 Uhr wiederkommen sollen. Also stehen wir zur besagten Zeit erneut Schlange, um dann wiederum zu erfahren, dass wir an falscher Stelle anstehen und rüber ins andere Gebäude müssen. Dies hat aber wohl damit zu tun, dass wir die Damen im Büro zuvor falsch verstanden haben…tja, unser Spanisch mal wieder! Am korrekten Schalter sagt man uns dann, dass derzeit alle Plätze belegt sind (der Frachtverkehr hat Vorrang) und wir um 19.30 Uhr (die Fähre soll um 21 Uhr ablegen) erneut wiederkommen sollen. Alles klar…! So verbringen wir auch die nächsten Stunden auf dem Hafengelände inmitten von rangierenden LKWs. Das Gute an unserer Situation derzeit ist, dass es neben der Warterei und dem Hin und Her letztendlich auf einen Tag früher oder später nicht ankommt und so können wir das Ganze gelassener angehen als es wahrscheinlich sonst der Fall gewesen wäre. Trotzdem freuen wir uns natürlich sehr, als es um 19.30 Uhr heißt: „Wir kommen mit!“

Und so ist Sprinti auf dem ganzen proppevollen Schiff der einzige Camper (vielleicht entdeckt Ihr ihn ja auf dem Foto) und wir die einzigen Nicht-Mexikaner. Im Preis inbegriffen ist ein rustikales Abendessen (was übrigens besser schmeckt als es aussieht) und was uns von einer Dame Typ „Maria“ serviert wird und dass wir letztendlich in einem kleinen urigen Raum mit anderen Truckern zu uns nehmen. Dann ziehen wir uns zurück in unseren Sprinter, der glücklicherweise unter freiem Himmel steht, so dass wir ganz ohne Benzingeruch, mit leichtem Motorengeräusch und ein wenig Geschaukel in den Schlaf gewiegt werden. Am nächsten Morgen gegen 9 Uhr legen wir an und betreten mit Sprinti das erste Mal mexikanischen Festland-Boden…wir sind angekommen im Bundesstaat Sinaloa (s. dazu auch unsere Route). Sinaloa hat ca. 2,8 Mio. Einwohner auf 57.365 km² (was in etwa der Größe Kroatiens entspricht). Hauptstadt ist Culiacán.

Wir passieren zwei Kontrollpunkte und machen uns dann auf weiter ins Landesinnere…unser Ziel ist El Fuerte, ein Ort, der an der bekannten Zugstrecke durch den Kupfercanyon liegt. Und genau mit diesem Zug wollen wir in den nächsten Tagen fahren. Zur Info vorab, auch die Buchung dieses Transportmittels wird sich wieder abenteuerlich gestalten. Zu allererst erreichen wir aber einen kleinen Stellplatz samt Hotel (Hotel Bugambilias) mitten in El Fuerte, der von Maitee und ihrer Mutter Maria (sie heißt jetzt wirklich so) betrieben wird, nachdem der Vater/Ehemann vor einigen Monaten verstorben ist. Maitee schenkt uns frisch gepflückte Mandarinen aus dem Garten und bietet uns an, uns am nächsten Tag durch die Stadt zu führen und uns von der Geschichte El Fuertes zu erzählen. Das nehmen wir gerne an. Dann kochen wir uns etwas Leckeres und entscheiden uns, wie in den letzten Wochen auch, draußen zu essen. Diese Entscheidung revidieren wir allerdings schnell und kehren nach nur drei Minuten aber über 20 Mückenstichen (kein Witz!) in den Wagen zurück. An diesem Abend schlafen wir mit Hundegebell ein, erleben mal wieder eine Nacht bei sage und schreibe 8 Grad Celsius (tagsüber sind es um die 25 Grad) und wachen am nächsten Morgen (Anmerkung der Redaktion: um 4:50 Uhr) von Hahnengekrähe auf. Zum Glück beruhigt sich letzterer dann aber wieder nach einiger Zeit. Den Tag verbringen wir dann u.a. damit für Euch Artikel zu schreiben (Ihr findet heute auch einen neuen Blogeintrag von Peter zum Sprinterausbau), als plötzlich eine große Gruppe kanadischer und amerikanischer Camper auf unserem Platz eintreffen, die mit einer geführten Tour unterwegs sind und tatsächlich von einer Polizeistreife eskortiert werden.

Gegen Abend geht es dann mit Maitee in die City von El Fuerte und wir erleben eine ganz außergewöhnliche Stadtführung. Im Museum „Museo Mirador El Fuerte“ erfahren wir einiges über die Geschichte und Kultur der Gegend um El Fuerte. So galt die Stadt 1824 kurzzeitig als Hauptstadt des Staates Sinaloa und angrenzender Gebiete und hat heute etwa 13.500 Einwohner. Seit dem Jahr 2009 ist das historische Zentrum der Kleinstadt als Pueblo Mágico („Magischer Ort“) anerkannt. Als eben dieses werden nur sehr wenige Orte in Mexiko ausgezeichnet, die wegen ihres typischen und gepflegten Charakters als besonders sehenswert gelten. Die meisten befinden sich im zentralmexikanischen Hochland und präsentieren kolonialzeitliche Architektur. Von Maitee erfahren wir auch, dass der Anbau von Mais und Bohnen etc. an den Ufern des Flusses Rio Fuerte jahrhundertelang die auf Selbstversorgung basierende Lebensgrundlage der Bevölkerung bildete. Darüber hinaus trugen der Gold- und Silberabbau in den nahen Bergen zum allmählichen Wachstum des Ortes bei. Um für eine gute Ernte zu bitten, finden jeher traditionelle Veranstaltungen in der Zeit um Ostern statt, bei denen mit einer besonderen Verkleidung und Tierköpfen nach traditioneller Musik getanzt wird. Auch Maitee ist Mitglied dieser Tanzgruppe und das als erste Frau überhaupt.

Dann führt uns Maitee weiter durch die Stadt El Fuerte, die in der Dunkelheit mit all den Lichtern in einem besonders schönen Glanz erscheint. So treffen wir auf viele alte Gebäude, wie das ehemalige Gefängnis, was heute eine Bibliothek beinhaltet oder auch das heutige Rathaus mit seinem doppelgeschossigen Innenhof und dem zentralen Brunnenbecken, das früher als prunkvolles Wohnhaus diente…gebaut von einem Ehemann, weil sich seine Frau das so wünschte (Peter, ich hoffe, Du hast gut zugehört :)!).

Apropos Gebäude…als nächstes führt uns Maitee zu einem weiteren der ganz besonderen Art…nämlich zum Geburtshaus von Don Diego de la Vega…besser bekannt als „El Zorro“ (ja genau, DER Zorro!). Die Legende besagt, dass der Geschäftsmann Don Alejandro de la Vega aus Chihuahua 1795 in Fort Montesclaros (Sinaloa) die Dame Maria de la Cruz Gaxiola aus Guasave heiratete und einen Sohn bekam, namens Diego de la Vega, der später in Alta California gegen die Ungerechtigkeiten der Kolonialisierung kämpfte und die Armen vor der spanischen Besatzung beschütze. Dies tat er als maskierter Bandit, was ihm letztendlich den Namen „El Zorro“ verlieh. Diego wurde damals hier in El Fuerte in einem Herrenhaus im Kolonialstil (wenn wir es ganz genau nehmen in Zimmer Nr. 46) geboren, das heute Teil des „Hotel Posada del Hidalgo El Fuerte“ ist. Dort wohnte er auch die ersten neun Jahre seines Lebens. Und genau an diesem Herrenhaus befinden wir uns an diesem Abend, laufen durch den Innenhof, posieren vor Zorros Statue und nehmen Platz in dem Ambiente der vergangenen Zeit. Ihr merkt schon, ich bin gefühlsmäßig und gedanklich voll drin in dieser Zeit, als ich mich plötzlich tierisch erschrecke…weil ich auf den engen Treppen mit einer entgegenkommenden Person zusammenstoße…diese Person trägt eine schwarze Maske und nebst einem schwarzen Hut auch einen schwarzen Umhang…es ist EL ZORRO!

Jetzt kann ich Euch beruhigen…an diesem Abend findet in dem Herrenhaus bzw. in dem dazugehörigen Restaurant eine El Zorro-Show statt und in den Protagonisten bin ich halt reingerannt…typisch! Für diese besagte Show hat El Zorro (in diesem Fall ein absoluter Charmeur) uns dann auch auf dem Kieker…so erhält Peter das Schwert, mir setzt er seinen Hut auf und fordert mich zum Tanz auf und auch Peter und ich dürfen gemeinsam das Tanzbein schwingen (was ja bekanntlich Peters Lieblingsbeschäftigung ist…Achtung Ironie!). Die Gruppe amerikanischer Camper von unserem Platz ist an diesem Abend übrigens auch mit von der Partie. Neben all dem Getanze haben wir uns das Abendessen dann dort auch redlich verdient. So sitzen wir auch nach der Show noch ein ganzes Weilchen beisammen und erfahren von Maitee mehr über das Leben hier in Mexiko. So betreibt sie neben dem Hotel noch Viehwirtschaft und ist zudem Englischlehrerin. Sie schildert uns, dass sie in ihrem Alltag keinerlei Beeinflussung durch das Sinaloa-Kartell verspürt. Selten kommt es vor, dass man vielleicht das Haus mal nicht verlassen sollte, wenn es z.B. zu Auseinandersetzungen zwischen dem Kartell und dem Militär kommt, wie zuletzt in Culiacán. Maitee fühlt sich hier sehr sicher und erklärt uns, dass die Kartelle auch auf irgendeine Art und Weise zur mexikanischen Kultur dazugehören.

So verleben wir einen schönen Abend mit Maitee…und nicht zu vergessen, mit El Zorro!

In den kommenden Tagen geht es für uns nun ab in die Berge…aber dazu dann beim nächsten Mal mehr!

Reiseberichte Mexiko

Wir entdecken die Unterwasserwelt Mexikos (#030)

18. Dezember 2022

– Plötzlich Tauchscheinbesitzer –

Wir verlassen den Strand von Tecolote und fahren die Baja weiter Richtung Südwesten. So erreichen wir den 5000-Seelen-Ort Todos Santos an der Pazifikküste. Wir schlendern durch dieses schöne Dörfchen, was durch seine vielen kleinen Läden und Verkaufsstände unwahrscheinlich farbenfroh ist. Als der Hunger aufkommt, fahren wir ein Stückchen weiter zu dem Restaurant  „Hierbabuena“ etwas außerhalb, das fast alles, was es zubereitet zuvor im eigenen Garten selbst angebaut hat. Dort essen wir in einer traumhaften Gartenkulisse mit richtig leckerem (und nach den USA auch endlich wieder gesundem) Essen. Hach, so etwas gefällt uns (besonders mir)! Gut gestärkt fahren wir zu unserem Stellplatz für diese Nacht, zum Cerritos Beach, der besonders bei Surfern sehr beliebt ist. Peter hat zuletzt vor 17 Jahren (oh Gott, wir werden alt!) in Australien gesurft und spielt kurz mit dem Gedanken sich noch einmal aufs Brett zu schwingen. Da es aber dämmert und der Tag sich langsam dem Ende zuneigt, belassen wir es dabei, den anderen Surfern einfach vom Strand aus zuzuschauen.

Dann fahren wir zum südlichsten Zipfel der Baja, dort liegt der, besonders bei amerikanischen Touristen beliebte, Ort Cabo San Lucas. Mit einem Wassertaxi fahren wir entlang der Küste, vorbei an belebten und weniger belebten Stränden, hin zum „Pelican Rock“. Wie der Name schon sagt, befindet sich dort ein Felsen, der besonders bei Pelikanen (und auch Seelöwen sind mit von der Partie) beliebt ist…aber deswegen sind wir nicht hier, schließlich haben wir zuletzt unzählige Pelikane am Strand von Tecolote gesehen (s. dazu Artikel „Endlich Strand und der „Dia de los Muertos“ #029“). Was uns interessiert, ist die Unterwasserwelt um diesen besagten Felsen drumherum, da sich dort dutzende Fische im glasklaren Wasser tummeln. Allerdings tummeln sich dort nicht nur Fische, sondern auch jede Menge Menschen, die sich ebenfalls schnorchelnd anschauen wollen, was da unter Wasser so abgeht. So ist es schon irgendwie eine überlaufene Touristenattraktion, was wir ja eigentlich nicht so mögen, aber hey, so haben wir das auch mal gesehen und waren immerhin am südlichsten Punkt der Baja California. Leider besitzen wir zu diesem Zeitpunkt noch keine Unterwasserkamera, um das vernünftig für Euch filmen und fotografieren zu können, aber dazu sei gesagt…die ist bereits unterwegs! Falls jemand von Euch vorhat, ebenfalls so eine Tour zu machen, dem können wir nur den Tipp geben, dass der Boden dieser Wassertaxis durchaus nass und rutschig sein kann…ich spreche da aus Erfahrung und mein Steißbein weiß auch Wochen später noch wovon ich rede. Abends essen wir wieder in einem hervorragenden Restaurant, dem „Los Tres Gallos“…einfach der absolute Hammer!

Tags darauf verlassen wir Cabo San Lucas wieder Richtung Norden. Eigentlich wollen wir dabei am Meer entlang fahren, allerdings kommen wir, was die Offroad-Fähigkeiten anbelangt, an Sprintis und meine Grenzen (ich sage nur…was ein Schei…mit dem Steiß!) und fahren kurzerhand durch das Landesinnere zurück. So kommen wir auf dem Weg auch am „Trópico de Cáncer“, dem nördlichen Wendekreis, vorbei. Dort steht die Sonne am Mittag des Tages der jeweiligen Sonnenwende (21.06.) im Zenit. Ein Tag hat dann 13,5 Stunden, während der gleiche Tag am gegenüberliegenden Wendekreis nur 10,5 Stunden dauert. Die Wendekreise haben vom Äquator je einen Abstand von 2.609 km und sind jeweils rund 36.700 km lang. Nach dem Erreichen des Polarkreises vor ein paar Monaten in Kanada (auf dem direkten Weg ist das von hier nun rund 7.000 km entfernt), ist das nun ein weiterer Meilenstein auf unserer Reise und es wird uns bewusst, wie weit wir bereits gekommen sind…auch wenn noch sooo viel vor uns liegt. So haben wir im Norden die arktische Zone und dann weiter südlich die gemäßigte Zone durchquert und erreichen nun die Tropen. Ihr könnt Euch vorstellen, besonders Peter ist schwer begeistert 🙂

Dann erreichen wir wieder La Paz und unser Plan ist es, erneut ein paar Tage in Tecolote am Strand zu verweilen. Also ist vorher ein Großeinkauf angesagt. Spätestens im Supermarkt fällt einem auf, dass es tatsächlich kurz vor Weihnachten ist, denn bei 25 Grad und umgeben von Palmen, kommt nur bedingt Weihnachtsstimmung auf…zumindest so wie wir sie kennen mit kalten Temperaturen, Lichtern, Weihnachtsmärkten und Glühwein. Ansonsten entdecken wir im Supermarkt durchaus das ein oder andere merkwürdige oder auch bekannte Produkt…

Am Strand von Tecolote ist dann, wie man sieht und hört, gute Stimmung…

Wir lernen dort auch immer mehr Leute kennen, so z.B. Martina und Steve aus Essen mit ihrer fünfjährigen Tochter Amelie und ihrem Wohnmobil Hildegard, die seit Juli unterwegs sind und sich für die Panamericana zwei Jahre Zeit lassen wollen. Oder Olli aus Berlin, der seit einem Jahr mit seinem roten Mercedes Bremer hier in Mexiko unterwegs ist. Auch lernen wir den Holländer Kaj kennen, der seit 18 Jahren in Mexiko lebt und am Strand Schmuck verkauft. Wir sind immer wieder erstaunt, wie unterschiedlich Lebensmodelle aussehen können und auf wie viele interessante Menschen wir treffen.

Dann stellen wir dort am Strand fest, dass sich das Wasser bei Ebbe mehr zurückzieht als sonst und sich dadurch plötzlich Sandbänke auftürmen, die zuvor noch nicht da waren. Als wir am nächsten Morgen gegen 7 Uhr aufwachen und aus reiner Neugier das Rollo unseres Fensters heruntermachen, um aufs Meer zu schauen, hat sich nicht nur das Verhalten des Meeres bei Ebbe verändert, sondern auch bei Flut…die Wellen machen plötzlich erst kurz vor Sprinti halt. Wir springen aus dem Bett und schaffen es in letzter Minute Sprinti wegzufahren, ohne dass wir im Sand bzw. im Meer steckenbleiben. Auch bei anderen Campern sieht es heikel aus, aber alle scheinen rauszukommen. Die Bars am Anfang des Strands sind allerdings ziemlich überspült, aber so wie das aussieht, sind die das gewohnt, da das Hochwasser einfach mit den Mondphasen zu tun hat und somit monatlich wiederkehrt.

Wir schaffen es also noch rechtzeitig weg vom Strand zu kommen, aber das hatten wir eh vor, denn wir haben einen neuen Plan…wir lernen tauchen! Von Martina und Steve haben wir viel über das Tauchen gehört und weil es hier einfach so viele Tiere live zu erleben gibt, bietet es sich in Mexiko absolut an die Unterwasserwelt zu erkunden. Sie empfehlen uns die Tauchbasis „Sea Lions Dive Center“ in La Paz und wir wollen uns da erstmal nur erkundigen. Also nichts wie hin! Von wegen „erkundigen“…nach einer Stunde vor Ort haben wir für uns beide den „Open Water-Tauchkurs“ gebucht. Es ist Montag und weil die Wetterverhältnisse in dieser Woche gut sind, soll es bereits am Mittwoch losgehen (also das geht jetzt aber fix!). Die Theorie können wir über die App lernen und müssen anschließend dafür eine schriftliche Prüfung in der Tauchschule ablegen. Also pauken Peter und ich den kompletten Dienstag was das Zeug hält. Wir lernen u.a. zu berechnen wie sich der Wasserdruck bei steigender Tiefe verhält, was beim Ab- und Auftauchen zu beachten ist, welche Gefahren auch von körperlicher Seite her beim Tauchen drohen und noch so einiges mehr. Inhaltlich also durchaus anspruchsvoll. Am nächsten Tag geht es für uns dann schon früh am Morgen zur Tauchbasis, unsere erste Praxiseinheit steht an. Bevor wir damit starten, wollen Peter und ich allerdings erst noch den theoretischen Teil abschließen und bitten um die Prüfungsbögen. Das scheint nicht Usus zu sein und so ernten wir erstaunte Blicke von den Tauchlehrern, dass wir schon soweit sind. Wir bekommen die Bögen und nach 15 Minuten und jeweils 50 Fragen später gratuliert man uns beiden zur bestandenen Theorieprüfung mit je 100%…yippieh! So kann es weitergehen! Für uns heißt es jetzt: Ab in den Pool! Dort findet mit unserer bezaubernen Tauchlehrerin Carmen unsere erste Praxiseinheit statt. Wir haben das Glück, dass es in diesem Kurs keine anderen Tauchschüler gibt und so haben wir Carmen ganz für uns alleine. Schnell lernen wir wie wir unser Equipment selbstständig prüfen und zusammenbauen und schon kurze Zeit später finden wir uns in voller Montur mit Tauchanzug, Weste, Gürtel, Gewichten, Tauchflasche, Atemgeräten, Schwimmflossen und Taucherbrille im Pool eines benachbarten Hotels wieder. Und los geht´s! Es ist durchaus gewöhnungsbedürftig unter Wasser mit den Atemgeräten zu atmen. Wir hatten zuvor schon öfter mal geschnorchelt, aber das ist doch irgendwie etwas anderes. Auch die rund 25 kg Gewicht, die man zusätzlich mit sich trägt (als ob das so nicht schon genug wäre!) muss man lernen zu handeln, aber im Wasser geht das ja schon mal leichter. Die folgenden Stunden verbringen wir damit, unter Wasser sicherer zu werden und führen auch viele Übungen durch, die uns im Ernstfall weiterhelfen. So z.B. wenn Wasser in die Brille gerät oder wir diese kurzzeitig sogar verlieren, wie wir uns unter Wasser verständigen und uns gegenseitig mit Luft versorgen können, wenn dem Anderen, aus welchem Grund auch immer, keine Luft mehr zur Verfügung steht und wie mit dem Druckausgleich umzugehen ist oder wie wir zur Not auch ohne Luft wieder an die Wasseroberfläche gelangen können.

Am nächsten Tag heißt es für uns dann: Ab ins Meer! Wir fahren mit einem Boot raus und haben noch eine andere Tauchgruppe mit an Bord, die aber schon einige Tauchgänge auf dem Buckel hat und daher mit ihrem eigenen Guide unterwegs ist. Wir haben unsere Carmen also wieder ganz für uns. Ich muss zugeben, anfangs ist es durchaus gewöhnungsbedürftig in die Tiefe des Meeres abzutauchen wohlwissentlich, dass man aufgrund des Druckunterschieds nicht einfach so schnell wieder auftauchen kann wenn irgendetwas ist, sondern dass dies nur mit etwas Zeit und ganz gemächlich passieren darf. Wir können uns aber beide darauf einlassen und auch mit dem Druckausgleich in den Ohren funktioniert es in der Tiefe gut. Wir wiederholen die Übungen vom Vortag und auch das ist im Meer noch mal eine andere Nummer. Aber wir bekommen es gut hin und können so die Tierwelt in der Tiefe genießen. Atemberaubende Fische in unterschiedichster Form und Farbe schwimmen um uns herum und auch Seelöwen flitzen an uns vorbei. Wir machen an diesem Tag zwei Tauchgänge und kommen auf eine Tiefe von 9,9 m.

Auf dem Rückweg dann ein weiteres Highlight…unser Boot wird begleitet von einem ganzen Schwarm an Delfinen. Ich bin total aus dem Häuschen, weil ich immer schon mal Delfine sehen wollte, es aber bisher nie geklappt hat. Yippieh!

Tags darauf geht es erneut für zwei weitere Tauchgänge raus aufs Meer. Und was wir da erleben, ist der absolute Wahnsinn! In einer Tiefe von 20,2 Metern stoßen wir auf ein altes Schiffswrack, dass in den 70er Jahren als chinesisches Flüchtlingsschiff diente und dann dort versenkt wurde. Es ist beeindruckend zu sehen, wie das Schiff vom Meer vereinnahmt wurde und wie dort neuer Lebensraum entstanden ist. Wir sehen, wie es sich eine Schildkröte „an Deck“ gemütlich macht und es flitzen Seelöwen, Kormorane oder auch TromPETERfische um uns herum. Hier hat Peter mal einen kleinen Film für Euch zusammengestellt…taucht also mit uns ab in die Unterwasserwelt Mexikos! (Unser Tipp: Am großen Bildschirm und mit ordentlicher Lautstärke könnt Ihr es noch besser auf Euch wirken lassen.)

Am Ende dieses Tauchgangs und nach weiteren Übungen im Wasser haben wir ihn dann…unseren Tauchschein! Vor einer Woche war noch nicht einmal klar, dass wir das überhaupt machen werden und nun, ein paar Tage später, stehen wir hier und halten unseren Schein in den Händen. Natürlich gibt es noch so viel mehr über das Tauchen zu lernen und es gilt weitere Praxiserfahrung zu sammeln, aber das ist schon mal ein guter Anfang.

Am nächsten Tag belohnen wir uns selbst mit einer weiteren Erfahrung im Meer…wir schnorcheln mit Walhaien! Ein Walhai  ist der größte Hai und zugleich der größte Fisch der Gegenwart. Er wird bis zu 14,5 m lang und sein Gewicht beträgt bis zu 12 Tonnen. Ja das kann ja was werden! Walhaie bevorzugen eine Wassertemperatur von 21 bis 25 °C und sind weltweit in fast allen warmen, tropischen und subtropischen Gewässern anzutreffen, was ich übrigens durchaus nachvollziehen kann. In der Regel handelt es sich hierbei um Gebiete mit saisonaler Planktonblüte oder um Regionen, in denen planktonreiches kälteres Auftriebswasser zu beobachten ist. Hier vor La Paz ist so eine Gegend und so kehren die Walhaie jährlich ab Mitte November in die Bucht zurück. Gemeinsam mit Martina, Steve, ihrer Tochter Amelie, vier anderen Erwachsenen und einem weiteren Kind starten wir zusammen mit unserem Guide Omar und dem Captain die Bootstour. Wir fahren raus in die Bucht und halten zunächst an einer Kontrollstelle, die genau überwacht wie viele und welches Boot zu den Walhaien fahren darf. Alles unterliegt genauen Bestimmungen, um so die Tiere zu schützen und sie nicht zu stressen, was wir übrigens sehr befürworten, wenn wir schon so eine Tour machen. Es ist genau geregelt, wie weit und wie schnell sich die Boote nähern dürfen und ab wann der Motor gänzlich abgeschaltet werden muss. Die Tiere werden nicht angefüttert, so dass sie ihr natürliches „Fress- und Wanderverhalten“ beibehalten. Da auch genau geregelt ist, wie viele Personen einem Tier wie nah kommen dürfen, werden wir in zwei Gruppen eingeteilt und dürfen nur nacheinander ins Wasser. Nur zu Beginn ist noch ein weiteres Boot vor Ort, das ist aber schnell verschwunden und so sind wir an diesem Tag ganz alleine mit 5 Walhaien in dieser Bucht vor La Paz in Mexiko. Da wir wie gesagt nur in Gruppen nacheinander in die Nähe der Tiere dürfen, bereiten wir uns auf dem Boot mit Tauchanzug, Schwimmflossen, Taucherbrille und Schnorchel vor und als wir das Zeichen erhalten hopsen Martina, Steve, Amelie, Peter und ich ins Wasser.

Und dann ziehen sie auch schon an uns vorbei, diese gewaltigen Tiere, die so sanft durch das Wasser gleiten und mit nur einem ruhigen Flossenschlag eine Entfernung zurücklegen, die es einem Menschen nicht immer so einfach macht ihnen zu folgen. Natürlich dürfen wir die Tiere nicht berühren und sollen einen Abstand von mind. 3 Metern halten…was gar nicht so einfach ist, wenn das Tier spontan einen Richtungswechsel einschlägt. So wird mir ganz anders, als ein Walhai plötzlich direkt auf mich zuschwimmt und ja, ich kann sagen, dass wir uns tief in die Augen geschaut haben. Nur…wohin so schnell?! Im Video erkennt Ihr vielleicht, wie ich dann die Flucht ergreife. Nicht dass sich noch die Geschichte aus der Bibel wiederholt, bei der Jona von einem Fisch gefressen wird…schließlich möchte ich ja nicht, dass das arme Tier hier noch erstickt! Glücklicherweise steht ja nur Plankton auf seinem Speiseplan und ich bin mir sicher, dass ich mich davon doch sehr unterscheide!

Es ist beeindruckend die Tiere so zu erleben, die sich glücklicherweise auch gar nicht an uns stören. Die tollen Aufnahmen unserer Walhai-Tour haben uns übrigens Martina und Steve zur Verfügung gestellt (Lieben Dank nochmal dafür!), die auch unter Wasser mit dem besten Equipment ausgestattet sind. Wer weitere tolle Fotos und Videos sehen möchte, schaut gerne mal auf ihrem Instagram naturwunderer_ und photografnix vorbei.

Und so erleben wir an diesem Tag ein weiteres unvergessliches Abenteuer, was definitv ein krönender Abschluss für unsere Woche „unter Wasser“ ist.

Wir sind schon gespannt, was noch so auf uns wartet und senden sonnige Adventsgrüße in die Heimat…

Reiseberichte Mexiko

Endlich Strand und der „Dia de los Muertos“… (#029)

11. Dezember 2022

– Baja California Sur –

Für uns geht es die Baja California weiter Richtung Süden und so erreichen wir den nächsten Staat des Landes…Baja California Sur (also die südliche Baja). Erneut ändert sich unsere Zeitzone und wir liegen nicht mehr neun, sondern „nur“ noch acht Stunden hinter Deutschland. Allerdings wundern wir uns, weil uns im Wagen dennoch eine andere Uhrzeit angezeigt wird als auf unseren Handys. Nach zwei Tagen erfahren wir zufällig, dass man hier in Mexiko die Uhr auf Winterzeit umgestellt hat (dies allerdings zum letzten Mal, da Mexiko zukünftig die Winterzeit behalten wird) und so haben wir stumpf zwei Tage nach der falschen Uhrzeit gelebt. Zum Glück spielt Zeit auf dieser Etappe der Reise gerade nicht so eine große Rolle (was wir als absoluten Luxus empfinden), so dass wir letztendlich nichts verpasst haben. In den folgenden Tagen kommen wir an vielen Stränden vorbei, bei denen wir mit Sprinti bis ans Wasser heranfahren und dort auch frei stehen können. Auch die Mexikaner nutzen die Gelegenheit…besonders am Wochenende. So wird die ganze Familie ins Auto gepackt, dazu ein wenig Verpflegung, der ein oder andere Pavillon und los geht es an den Strand. Dort wird dann kurzerhand ein Fisch gefangen, ausgenommen (die Möwen freuen sich) und direkt verarbeitet…meist eingelegt in einem Sud aus Limettensaft, Zwiebeln und Gewürzen, was den Fisch quasi gart. Das Ganze nennt sich Ceviche, ein ursprünglich peruanisches Gericht, was mittlerweile in ganz Südamerika weit verbreitet ist. Wir haben dies auch in Kroatien schon einmal kennengelernt. So verbringen die Mexikaner gerne ihre Wochenenden am Strand mit der ganzen Familie…und wir können gut verstehen warum, es ist echt chillig.

Dann erreichen wir Loreto, ein kleines Hafenstädtchen mit 12.000 Einwohnern, was 1697, als erste und somit älteste spanische Siedlung in ganz Kalifornien von den Jesuiten als Mission gegründet wurde. Wir finden einen kleinen Stellplatz mitten in der Stadt und schlendern erstmal durch die Straßen. Loreto ist echt ein süßes Städtchen, was auch für viele Kreuzfahrtschiffe einen Stopp wert ist. In einem kleinen Restaurant bekommen wir für ein paar Pesos original mexikanisches Essen…Tacos, Guacamole & Co…einfach lecker!

Weiter südlich erreichen wir die Stadt La Paz (s. auch unter unsere Route), mit 215.000 Einwohnern die Hauptstadt des Bundesstaates Baja California Sur. Dort finden wir den schönen Campingplatz „Maranatha“ und genießen es, auch mal in den Tag hineinleben zu können. Auch wenn wir schon seit nun sieben Monaten unterwegs sind und vermeintlich „Urlaub“ haben, so sind wir doch mit einem straffen Programm durch Kanada und die USA gereist. Unsere Tage waren recht durchgetaktet und viele Kilometer mussten, neben all den Sehenswürdigkeiten und Nationalparks, bewältigt werden. So waren wir selten länger als einen Tag an einem Ort. Jetzt ist daher eher Chill-Modus angesagt und wir freuen uns richtig darauf. Aber so leicht fällt es uns gar nicht zur Ruhe zu kommen. Wir lernen unsere Camping-Nachbarn Claudia und Thomas aus der Schweiz kennen (ihren Blog findet Ihr unter dubu-and-more), die bereits seit 4 Jahren durch Mexiko reisen und von denen wir uns einiges abschauen. Wir verlängern unseren Aufenthalt auf dem Campingplatz um ein paar Tage und kommen tatsächlich langsam zur Ruhe. Hach, fein! Wir erledigen ein paar Dinge am Fahrzeug (putzen muss ja auch mal sein), schreiben für Euch Artikel, waschen Wäsche, genießen das Wetter (25-30 Grad), schauen abends einfach mal Netflix und leben in den Tag hinein…es könnte definitiv schlimmer sein!

Dann ist der 01. November, der „Dia de los Muertos“, also der Tag der Toten, quasi unser Allerheiligen. Es ist einer der wichtigsten mexikanischen Feiertage und es wird traditionell den Verstorbenen gedacht. Die Vorbereitungszeit für die Feierlichkeiten beginnt bereits Mitte Oktober und gefeiert wird vom Vorabend von Allerheiligen (31. Oktober) bis zum Gedächtnis Allerseelen am 2. November. Dabei wird der Tag der Toten je nach Region auf verschiedene Weise gefeiert. Das Brauchtum zu diesem Feiertag wurde 2003 von der UNESCO zum „Meisterwerk des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit“ ernannt. Die Feierlichkeiten in ihrer traditionellen Form gelten allerdings als bedroht, da sie nach und nach von dem eher kommerziell ausgerichteten Halloween-Brauch aus Nordamerika überschattet werden. Nach altmexikanischem Glauben kommen die Toten einmal im Jahr zum Ende der Erntezeit zu Besuch aus dem Jenseits und feiern gemeinsam mit den Lebenden ein fröhliches Wiedersehen mit Musik, Tanz und gutem Essen. Der Tag der Toten ist also keine Trauerveranstaltung, sondern ein farbenprächtiges Volksfest zu Ehren der Toten. Die Straßen werden mit Blumen geschmückt, Symbole des Todes und der Vergänglichkeit, Skelette und Schädel in den unterschiedlichsten Ausführungen stehen in den Schaufenstern und überall sieht man Abbildungen der „Calavera Catrina“, die symbolisch für den Tag der Toten geworden ist.

Wir fahren in die Stadt und erleben hautnah wie dieser Tag hier gefeiert wird. In Gedenken an die Toten sind kleine mit Blumen geschmückte Altäre mit Fotos der Verstorbenen aufgebaut (und das sogar in Supermärkten), auf einer Bühne wird getanzt und Musik gespielt. Es gibt einen Kostümwettbewerb, wer die schönste Calavera Catrina ist und selbst kleine Kinder sind verkleidet…sehr süß übrigens. Aufgebaut sind zudem viele Stände mit Kleinkunst und auch Speis und Trank kommen nicht zu kurz (also ohne Alkohol, denn der ist in der Öffentlichkeit untersagt). Alle sind ausgelassen und fröhlich…abgesehen von den Catrinas natürlich, die gemäß ihrer Verkleidung eher düster dreinblicken.

Dann fahren wir weiter nach Tecolote, ein Strand nördlich von La Paz und verbringen dort ein paar Tage. Wie viele andere Reisende oder auch Einheimische stehen wir mit Sprinti wieder unmittelbar am Meer (dem Golf von Kalifornien). Bei rund 25-30 Grad (was mindestens dreimal 8 Grad entspricht…yippieh!), einer leichten und auch mal stärkeren Brise lässt es sich dort seeehr gut aushalten. Und auch den Pelikanen, die sich zu Dutzenden dort aufhalten und jagen, scheint es zu gefallen. Stundenlang können wir diese Vögel beobachten, wie sie sich immer und immer wieder ins Meer stürzen bis sie endlich erfolgreich Fische gefangen haben.

Einziger Wermutstropfen an diesem schönen Plätzchen…kein Handyempfang. Wie wir von anderen Reisenden erfahren, gibt es ein paar hundert Meter entlang des Strands auf einem kleinen Hügel, wenn man Glück hat, ein wenig Kontakt zur Außenwelt. So wandern wir alle paar Tage dorthin und erreichen zumindest für einen kurzen Moment mal H+…immerhin reicht es, um die wichtigsten Nachrichten zu erhalten bzw. abzusenden. So verbringen wir die Tage am Strand von Tecolote mit Schwimmen, Podcasts hören, Sport machen, Spanisch lernen, Ukulele spielen (also Peter) und chillen…und wir genießen es total die Seele baumeln zu lassen.

Baja…we love it!

Euch einen schönen dritten Advent…