Nachdem es mir gesundheitlich wieder besser ging, haben wir uns aufgemacht und sind zu einem weiteren Highlight gefahren…auf zu den Niagarafällen, die nur 20 Minuten von unserem Campingplatz entfernt lagen.
Ich spreche hier von DEN Niagarafällen…es ist klar, da müssen wir natürlich hin! Als meine Schwester und ihre Mitschüler/Innen früher in der Schule einmal gefragt wurden, wer denn schon mal bei den Niagarafällen war, hat meine Schwester ganz selbstbewusst aufgezeigt. Man muss dazusagen, dass wir bei einem Urlaub am Bodensee lediglich den Rheinfall von Schaffhausen besucht hatten. Aber selbst diese Wassermassen dort schienen sie so beeindruckt zu haben, dass sie felsenfest behauptet hat, sie wäre bereits an den Niagarafällen gewesen. Seitdem können meine Familie und ich uns ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen, wenn es um diesen Ort geht. Umso mehr freue ich mich nun an den “echten” Fällen zu stehen und sende dabei liebe Grüße an Mama, Papa und Sarah. Und während ich hier so sitze und diesen Artikel fertigstelle (wir stehen hier gerade auf einem Walmart-Parkplatz und zapfen das Internet der benachbarten Tankstelle an), läuft ein älterer Herr an unserem Fahrzeug vorbei und lächelt mich an. Als ich sein Lächeln erwiedere, kommt er auf Sprinti zu und ich öffne die Tür. Er fragt mit einem schweizer Akzent, wohin wir denn reisen und ich frage ihn daraufhin, woher er denn kommen würde, was er mit „Alberta“ (eine Provinz in Kanada) beantwortet. Und auf meine Frage, woher denn ursprünglich stammt, weil er ja deutsch spreche, antwortet er doch glatt: „Aus Schaffhausen, vom Rheinfall!“ Auf seinem Gesicht ein breites Grinsen.
Also Sachen gibt’s!
Die Niagarafälle sind Wasserfälle des Niagara-Flusses an der Grenze zwischen dem US-amerikanischen Bundesstaat New York und der kanadischen Provinz Ontario und sie verbinden den Erie- und den Ontariosee.
Vor 12.000 Jahren am Ende der letzten Kaltzeit schmolzen die letzten großen Gletscher in diesem Gebiet und brachten den Eriesee zum Überlaufen. Die Schmelzwasser bildeten den Fluss Niagara, der sich über die Klippen der Niagara-Schichtstufe in den Ontariosee ergoss.
Die höchste freie Fallhöhe liegt bei 57m und der Wasserdurchfluss des Niagara Flusses beträgt durchschnittlich 5750 m³/s (ja genau, pro SEKUNDE!), wobei am Tag mindestens 2832 m³/s (etwa die Hälfte der gesamten Wassermassen) die Fälle hinunterstürzen. Die verbleibende Wassermasse wird über ein Stauwehr für die Stromgewinnung umgeleitet. Nachts werden die Wasserfälle auf mindestens 1416 m³/s gedrosselt (etwa ein Viertel des gesamten Wasserdurchflusses). Zu Saisonzeiten werden die Wasserfälle so allmorgendlich per Knopfdruck “eingeschaltet”…also ganz easy.
Dann geht es für uns weiter in den Nordwesten. Wir lassen den Lake Ontario (auf Rang 13 der größten Seen der Erde) und den Lake Erie (Platz 11) hinter uns, fahren vorbei am Lake Huron (Platz 4) und erreichen dann den Lake Superior, das mit einer Fläche von 82.414km² (das entspricht der Größe Österreichs!) nach dem Kaspischen Meer flächenmäßig zweitgrößte Binnengewässer der Erde und damit der flächenmäßig größte Süßwassersee ist. Dort finden wir einen schönen Stellplatz und schlafen mit “Meeresrauschen” (man merkt nicht wirklich, dass wir hier noch von einem “See” sprechen) ein.
Nach einem “Chill-Tag” (das tat auch mal ganz gut) geht es für uns weiter und wir sehen zu, dass wir in den folgenden Tagen “Kilometer machen”. Am Straßenrand begegnen wir einigen Moose (den besagten kanadischen Elchen), sehen wieder unzählige Kanada-Gänse und erleben die Weiten des Landes mit Wald, Wald und nochmal Wald. Rein zufällig kommt uns am Highway eine Wandergruppe (Ihr habt richtig gelesen, eine Wandergruppe an der Autobahn…was übrigens nicht so selten hier ist) mit Kanadischer Flagge und einem Schild mit der Aufschrift “Canada Marches” entgegen. Leider bin ich nicht schnell genug, um ein Foto davon zu schießen. Wie uns das Internet dann verrät, handelt es sich hierbei um James Topp und seine Anhänger, die am 20.02.2022 in Vancouver losgelaufen sind und am 22.06.2022 in Ottawa (nach 4239km) ankommen möchten, um so gegen die Corona-Maßnahmen zu demonstrieren. Damit hat er wohl für mediales Aufsehen gesorgt. Ich würde sagen, er sollte sich beeilen, weil so wirklich viele Maßnahmen gibt es hier gar nicht mehr. Das Tragen einer Maske z.B. ist freiwillig, es sei denn es ist explizit vorgeschrieben…das erleben wir hier aber äußerst selten.
Auf unserem Weg halten wir auch an den Chippewa Falls, die genau an der Hälfte des Trans-Canada Highways liegen. Dieser Highway ist mit einer Länge von 8030 km die einzige Autobahn Kanadas, die in Victoria (British Columbia, ganz im Westen) beginnt und in St. John’s (Neufundland, ganz im Osten) endet. Und hier haben wir nun schon die Hälfte hinter uns….oder erst? Ganz wie man es nimmt. Einen weiteren Stop legen wir an den Aguasabon Falls (Ihr seht schon, jede Menge “Falls” hier) ein. Auch hier ist es beeindruckend zu sehen, wie die Wassermassen den Abhang hinunterstürzen.
Auf unserer Route geht es weiter zum Eagle Canyon und zur längsten, für Fußgänger zugänglichen Hängebrücke („Foot Suspension Bridge“) Kanadas. Sie ist 182,88m lang und 46,33m hoch. Dort haben wir eine traumhafte Aussicht…und Peter freut sich, als er wieder festen Boden unter den Füßen hat.
Den nächsten Stop legen wir in der unmittelbaren Nähe ein…am Oimet Canyon, wo uns ebenfalls eine wunderschöne Landschaft zu Füßen liegt.
Dann machen wir uns weiter auf nach Westen, überschreiten zum dritten Mal eine Zeitzone (mittlerweile liegen wir 7 Stunden hinter Deutschland) und werden als bald die nächste Provinz Manitoba erreichen.
Bis dahin Euch allen erstmal schöne Pfingsten und meiner Familie viel Spaß im “Busch”!
3 Comments
Hi Denise, Peters technischen Part habe ich gerade mit vielen Infos zu unserem Buschtreffen gefüttert, also bitte da nachgucken, wenn Du wissen möchtest, wie der berüchtigte Frühschoppen gelaufen ist. Dir möchte ich sagen, dass Deine Reiseberichte e hat klasse sind. Wir wünschen Die auch viel Erfolg mit dem Blog. Liebe Grüße Karin und Wolfgang
.. echt klasse…
[…] höher als die Niagarafälle, die wir ja bereits in Kanada besucht haben (s. dazu Artikel „Die Niagarafälle und weiter geht’s in den Nordwesten #006“), und auch doppelt so breit. Die Wassermenge an den Fällen schwankt von 1.500 m³ bis […]